leider ein Charakter, den ich so nie live spielen kann, obwohl es mir Spass gemacht hat, ihn entstehen zu lassen

Dies ist Kh’latzsch. Wer? Wie wer? Ach so, du siehst niemanden. Schau einfach mal etwas tiefer, ja genau, dieses gnomenhafte Wesen ist gemeint. Obwohl Wesen jetzt schon irgendwie gemein klingt, nicht wahr? Kh’latzsch ist nämlich kein einfaches Wesen, sondern ein Wasserzwerg. Ein was…? Wasserzwerg. Oh je, ich glaube bei dir müssen wir wohl von ganz vorn anfangen…
Gleich vorweg: Wasserzwerge sehen aus wie Gnome, nur etwas zwergiger. Aber nun zur eigentlichen Sache...
Hast du dich noch nie gefragt, woher denn die ganzen Flüsse kommen? Aus dem Gebirge…entspringen aus Quellen…ach so…ja ja, das ist natürlich nur eine Lüge-für-Kinder, die uns in der Schule immer noch aufgetischt wird, beziehungsweise nur die halbe Wahrheit. In Wirklichkeit sind nämlich die Wasserzwerge dafür verantwortlich – wie der Name schon vermuten lässt. Aber wie gesagt, wir wollten ja ganz von vorn anfangen…
Der erste – immer noch weit verbreitete – Irrglaube ist ja, dass sich Zwerge nur für Gold interessieren. Okay, der Großteil der Zwerge – also etwas über 90 Prozent – tut das wirklich. Für diese Zwerge ist Gold der Lebensinhalt überhaupt. Und obwohl diese Spezies der kleinen Leute keinen sehr umfangreichen Wortschatz hat, gibt es allein für Gold annähernd 250 Wörter. Aber das tut hier alles nix zur Sache, denn es geht ja um die restlichen knapp 10 Prozent – die Wasserzwerge.
Eigentlich eine eigenständige Spezies, werden sie doch zu den Zwergen gezählt, da sie klein sind, unter der Erde leben und – zumindest die weiblichen Exemplare – Goldschmuck lieben. Ach und die Bärte natürlich. Obwohl man diese – im Gegensatz zu richtigen Zwergen – bei den Wasserzwergen zur Unterscheidung des Geschlechts heranziehen kann…also die Bärte…heranziehen…nicht die Zwerge…tut denen nämlich weh…und einem selbst kurz danach sehr sehr leid…egal, ich verzettel mich schon wieder.
Die Bärte eignen sich deshalb zur Unterscheidung der Geschlechter, weil die Wasserzwergenmänner keine haben. Frag mich nicht wieso, ist irgend so eine hormonelle Geschichte. Hat sich halt noch niemand ernsthaft mit beschäftigt. Wozu auch? Die kleine Kerle sind ganz froh drüber und beten deshalb auch jeden Morgen D’schilläth – die Göttin des glatten Kinns – an. Diese Religion ist aber nur Männern gestattet…irgendwie logisch…wollt’s halt nur mal erwähnen.
Aber egal, ob Mann oder Frau, alle Wasserzwerge mögen Liebesgeschichten. In jeder Variation. Als Buch – obwohl nur wenige Zwerge lesen können…aber dafür gibt es ja den Vorlese-Montag. Als Gedicht – ähnlich wie bei den Büchern, aber hier gibt es den Rezitations-Dienstag. Als Theaterstück…am Aufführungs-Mittwoch. Als wörtlich überlieferte Sage…am von-Mund-zu-Mund-Donnerstag. Als selbst erfundene Geschichte…am Monolog-Freitag. Und als Lied…am Mhott’o’scho-Samstag – Mhott’o’scho heißt der wohl bekannteste Liedzyklus des wohl bekanntesten zwergischen Minnesängers Didabol’hn. Der Sonntag ist bei den Wasserzwergen übrigens für die Fortpflanzung vorgesehen.
Was haben wir bis jetzt? Es gibt also Wasserzwerge. Die leben unterirdisch und lieben Liebesgeschichten. Außerdem sind sie recht nahe am Wasser gebaut. Klingelt’s? Genau, deswegen auch der Name. Und? Klingelt’s noch mal? Nein? Also…wir haben zwei Indizien. Sie mögen Liebesgeschichten – beschäftigen sich ja schließlich sechs Tage die Woche damit – und außerdem sind sie totale Heulsusen. Klingelt’s jetzt? Immer noch nicht?
Überleg doch mal…irgendwo muss die ganze Tränenflüssigkeit doch hin. Also sucht sie sich ihren Weg durch das Gestein, wird durchsetzt von Mineralien und tritt irgendwo als sprudelnde Quelle mitten in den Bergen hervor. Später – wenn sie etwas Zeit zum Nachdenken hatten – wird die Anhänglichkeit den Mineralien peinlich und sie setzen sich wieder ab. Meistens dauert dieser Prozess allerdings etwas – so ein Mineral ist kein wirklicher Intelligenzbolzen – aber spätestens bis zum Meer ist es vollbracht und dann haben wir nur noch die reine Tränenflüssigkeit der Wasserzwerge. Jetzt rate mal, warum Meerwasser salzig ist!
Jetzt, da du weißt, was ein Wasserzwerg ist, kommen wir zurück zu Kh’latzsch, dem Letzten der großen Wasserzwergenfamilie Nass. Inzwischen 90 Jahre alt – Menschenjahre, also kein Alter für einen Wasserzwerg, da ein Wasserzwergenjahr fünf Menschenjahren entspricht – wurde er von seinen Eltern schon immer für etwas Besonderes gehalten. Gut, das denken die meisten Eltern von ihren Kindern, aber bei ihm war das was anderes. Ein Wasserzwerg mit einem sauber ausgeprägten Heuschnupfen ist nun mal was Besonderes...
Wenn noch mehr gewünscht wird, ein paar Sachen hätt ich noch...
